Geheimnis unter Steinstaub
Schwabach liest: Ulrike Tappe stellte ihr Erstlingswerk vor
Die Literaturfreunde von „Schwabach-liest“ konnten dieses Mal Ulrike Tappe kennenlernen, die ihr Erstlingswerk „Steinstaub“ präsentierte.
SCHWABACH – Vorgestellt wurde sie von den Organisatoren Günter Baum und Barbara Lorenz. Ulrike Tappe ist in Bamberg geboren, lebt aber schon seit längerem mit ihrer Familie in Schwabach. Hauptberuflich ist Frau Tappe Justizbeamtin. Das Schreiben aber war schon immer eine Leidenschaft, der sie schon als Jugendliche frönte. Schon damals verfasste sie Kurzgeschichten.
Die Novelle „Steinstaub“ ist ihre erste längere Erzählung und wurde unter dem Pseudonym Ulrike Paula veröffentlicht. Der Titel „Steinstaub“ ist nicht zufällig ausgewählt worden, denn Steinstaub zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Novelle. Es ist der Staub vom Stein, der sich wie eine Schutzhülle um die beiden Protagonisten legt und sich erst am Ende der Novelle lüftet und das Geheimnis offenbart.
Die beiden Protagonisten Edith und Wieland Sandner, sind ein ungleiches Paar, sowohl vom Alter her als auch vom Wesen. Und doch ist da eine magische Anziehungskraft, die beide vereint. Die Begegnung der beiden findet auf ungewöhnliche Weise statt. Edith, eine 35-jährigen Bibliothekarin, joggt jeden Sonntag in einem noblen Villenviertel auf der Lindenblütenallee. Ein verwilderter Garten und das große Eisengitter einer Villa ziehen sie magisch an. Hier macht Edith regelmäßig eine Pause, und blickt in den Garten.
Eines Tages entdeckt sie plötzlich hinter einem Fenster des Hauses einen Mann. So beginnt eine ungewöhnliche Begegnung. Edith wird von diesem Mann, der sich als Wieland Sandner vorstellt, eingeladen. Wieland Sandner macht ihr etwas Angst, aber der Gedanke um das Geheimnis umwitterte Haus und dessen Bewohner lässt sie nicht mehr los. So nimmt Edith seine Einladung, eine Führung durch Haus und Garten zu machen, an.
Im Garten stehen viele Statuen aus Stein, die sehr detailliert gearbeitet sind. Außer den Gesichtern, die sind verschwommen. Da sich die Statuen ähneln, alles Frauenkörper, nimmt Edith an, dass sie alle vom selben Künstler gemacht wurden.
Langsam kommen sie sich näher und Edith darf auch das Atelier besichtigen. Nun erst erkennt sie, dass Wieland der Bildhauer ist. Daraufhin soll Edith ihm Modell stehen. Wie Edith damit hadert, ob sie diesem alten grauhaarigen Mann Modell stehen soll, ganz nackt, sich dann dazu entschließt, und sich dann vor ihm auszieht, ist sehr gefühlvoll beschrieben. und mit einem feinen erotischen Hauch gewürzt. Man spürt förmlich die Anspannung von Edith, denn der Bildhauer sieht mit den Händen besser als mit den Augen.
Ob sich nun eine Liebesbeziehung anbahnt, die einseitig bleibt oder nicht, konnte man aus den vorgelesenen Passagen nicht erkennen. Die Vorlesung aus der Novelle endete damit wie Edith alleine durch das Haus streift, weil sie noch nicht alle Räume gesehen hat, und ein Tagebuch entdeckt. Da sie eine sprichwörtliche Leseratte ist, vor der kein Buch Gnade findet, kämpft sie gewaltig mit ihrer Neugierde, darin zu lesen. Was in dem Tagebuch steht erfahren wir nicht, denn genau an dieser sehr spannenden Stelle kam der Schnitt.
Die Charaktere der Figuren sind mit ganz alltäglichen Eigenschaften ausgestattet und sehr präzise beschrieben, so dass sich der Leser darin wiederfindet.
Mit viel Applaus für Ulrike Tappe und einer Signierstunde endete dieser literarische Nachmittag.
Malwine Markel
Mit freundlicher Genehmigung aus dem Schwabacher Tagblatt vom 23.06.2012